Auch in der Pflege nimmt die Digitalisierung Fahrt auf, die Telepflege soll nun erprobt werden. Allerdings zeigen bislang nur wenige Anbieter von Pflegesoftware Interesse daran, sich an einem entsprechenden Modellprogramm zu beteiligen.
Im Rahmen des Modellprogramms zur Erprobung der Telepflege (§ 125a SGB XI) soll ermittelt werden, inwieweit Videodienste die Pflegebedürftigen und deren An- und Zugehörige sowie das Pflegepersonal entlasten und unterstützen können. Um den Pflegeeinrichtungen den Einstieg zu erleichtern, plädiert der Digitalverband FINSOZ dafür, die Lösung eines nach § 365 Abs. 1 SGB V zertifizierten Videodienstanbieters nahtlos in die täglich genutzte Software zur Planung und Dokumentation der Pflege zu integrieren. Aus diesem Grund haben der Verband und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) in Zusammenarbeit eine Befragung unter Pflegesoftware-Anbietern durchgeführt, um deren Bereitschaft zur Integration zu ermitteln.
Die Umfrageergebnisse zeigen: Im Gegensatz zu den Videodienste-Anbietern zeigen die Hersteller von Pflegesoftware noch Zurückhaltung. Während 65 Prozent der Videodienste-Anbieter eindeutig ihre Teilnahme bekräftigen, tun dies bei den Pflegesoftwareanbietern lediglich 19 Prozent. Weitere 57 Prozent sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zur Teilnahme bereit, 19 Prozent sind unentschlossen, und zehn Prozent lehnen eine Beteiligung komplett ab.
Die Kooperationsbereitschaft der Pflegesoftware-Anbieter mit einem zertifizierten Videodienstanbieter ist jedoch erheblich positiver: 88 Prozent halten eine solche Kooperation für denkbar, ein Hersteller hat dies bereits geplant, und zwei haben sie bereits umgesetzt. Immerhin können sich 76 Prozent der Anbieter vorstellen, eine Integration in ihre Pflegesoftware vorzunehmen, wobei 18 Prozent dies bereits konkret planen, aber nur 6 Prozent haben es bereits umgesetzt.
Pflegesoftware-Anbieter kritisieren Ausrichtung und hohen Aufwand
Einige Pflegesoftware-Anbieter kritisieren, dass solche Projekte oft zu medizinisch ausgerichtet sind. Ebenso besteht die Sorge vor hohem Aufwand zur Klärung von Fragen und einem möglichen Missverhältnis von Kosten und Nutzen. „Wir bleiben trotzdem optimistisch, dass der Markt den Bedarf zeigen und viele spannende Integrations-Lösungen hervorbringen wird“, betont Studienleiter Prof. Dr. Dietmar Wolff. Denn für die Akzeptanz durch die Pflegeeinrichtungen sei eine einfache Handhabung der Telepflege von essenzieller Bedeutung.