Tablets auch für Demenzkranke

Wie benutzerfreundlich sind mobile Endgeräte für pflegebedürftige und an Demenz erkrankte ältere Menschen? Um das herauszufinden, wurden im Rahmen des Projektes Demantec diese Geräte in zwei deutschen Pflegeheimen getestet. Das Ergebnis: Die Geräte besitzen großes Potential für die Verbesserung des Wohlbefindens dieser Patienten. Allerdings benötigen sie vor allem zu Beginn gute Unterstützung.

Smartwatches, Smartphones oder Tablet-PCs können die Lebensqualität von Demenzkranken verbessern, wenn sie benutzerfreundlich sind. Im Rahmen der Usability-Tests im Projekt Demantec wurde ein explorativer Methodenmix genutzt, um herauszufinden, ob und wie die Pflegebedürftigen die Kommunikationsplattform Life-Manager via Tablet-PC und Smartphone und die Apps einer Smartwatch zu nutzen. Dazu kam eine Kombination aus qualitativen Interviews beziehungsweise Gesprächen mit Menschen mit Demenz über die mobilen Endgeräte inklusive ihrer Funktionen zum Einsatz. Zudem die Reaktionen der Menschen mit Demenz auf die mobilen Endgeräte inklusive ihrer Funktionen beobachtet.  Darüber hinaus wurden die Daten mit dem quantitativen System Usability Scale (Brooke, 1996) ausgewertet.

Zehn Pflegebedürftige und zehn Demenzkranke in zwei deutschen Pflegeheimen haben unter anderem die Kommunikationsplattform Life-Manager  ausprobiert und genutzt. In einem ersten Szenario ging es darum, das Fotoalbum öffnen und Bilder ansehen. Danach sollten die Probanden einen Videoanruf annehmen und führen. Im Szenario drei sollte eine personalisierte Nachricht gelesen und im Szenario vier die Nachricht beantwortet werden. Danach sollten die Pflegebedürftigen den Kalender öffnen und einen Termin eintragen.

Hürde für Demenzkranke liegt etwas höher

Mit der Smartwatch-App sollten die Menschen einen Telefonanruf entgegennehmen und in einer Wetter App die aktuellen Wetterinformationen nachsehen. Die meisten an Demenz Erkrankten hatten noch nie ein Smartphone, eine Smartwatch oder einen Tablet-PC benutzt. Zwei Probanden gaben an, ein Mobiltelefon zu besitzen, eines davon wurde jedoch noch nicht benutzt. Pflegebedürftige ohne Demenz sind laut der Studie etwas affiner bezüglich der Nutzung von Technologien. Zwar bekunden sechs dieser Menschen, nie ein Smartphone oder einen Tablet-PC besessen zu haben. Zwei jedoch besitzen ein Mobiltelefon, das speziell für ältere Menschen designt wurde und eine Bewohnerin nutzt ein herkömmliches Mobiltelefon. Darüber hinaus sind vier der Studienteilnehmer mit der Nutzung von Computern vertraut und zwei können ein Smartphone bedienen.

Das interessierte die Probanden

Besonders stark waren die Pflegebedürftigen am Kalendermodul und am Nachrichtenmodul des Life-Managers interessiert und konnten sich in diesen Modulen schnell orientieren. Zudem haben Pflegebedürftige und Menschen mit Demenz das Albummodul insgesamt positiv wahrgenommen und waren am Videomodul sehr interessiert. Die Nutzung des Videomoduls fiel Pflegebedürftigen im Vergleich zu Menschen mit Demenz etwas leichter. Die Mehrheit aller Probanden war fasziniert von der Möglichkeit einen Telefonanruf über eine Smartwatch zu führen.

Gerade bei den Smartwatches und Smartphones wünschen viele Testteilnehmer, dass Texte und Symbole größer sind. Bilder und Videos wurden gut erkannt und die Probanden konnten ihre Gesprächspartner beim Telefon- oder Videoanruf gut verstehen. Für einige Demenzkranke war es ungewohnt, einen Touchscreen zu benutzen. Vor allem das Klicken und Kippen war eine Herausforderung, wohingegen das Wischen (Swiping) hingegen war für die meisten wenig oder gar nicht problematisch war.

Unterstützung wichtig

Insgesamt zeigte sich, dass Menschen mit Demenz Unterstützung bei den Usability-Tests benötigten als Pflegebedürftige. Die Auswertung mit der System Usability Scale zeigt, dass die Benutzerfreundlichkeit in beiden Pflegeheimen unterschiedlich bewertet wurde. In einem der Pflegeheime konnte eine gute Nutzbarkeit festgestellt werden.

Tablets besser geeignet

Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass sich Tablets aufgrund ihres größeren Bildschirms besser eignen als Smartphones. Außerdem haben vor allem Bilder und Videoanrufe ein großes Potenzial, die Lebensqualität von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern mit und ohne Demenz zu verbessern. Nicht zuletzt ist vor allem zu Beginn der Nutzung neuer Technologien eine gute Unterstützung sehr wichtig. Weitere Usability Tests sind nun notwendig, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten. Die Tests zur Benutzerfreundlichkeit wurden im Rahmen des Demantec Arbeitspaket 3 von der Flensburg University of Applied Science vorgenommen. Eine Zusammenfassung des Meilensteinberichtes im Arbeitspaket 3.3 steht online  zur Verfügung.