Das heute zu Siemens Healthineers zählende Medizintechnik-Werk im thüringischen Rudolstadt besteht diesen Monat seit hundert Jahren. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg begann hier die Produktion von Röntgenröhren.
Selbstredend trug das ursprüngliche Unternehmen nicht den heutigen, hippen Namen Siemens Healthineers: Als Otto Kiesewetter und Alfred Ungelenk ihr Unternehmen in Rudolstadt ins Handelsregister im Mai 1919 eingetragen haben, hieß die Firma „Ungelenk & Kiesewetter, Glastechnische Werkstätten“. Die Herstellung medizinischer Röntgenröhren sollte helfen, den Mangel an Röntgengeräten zur Versorgung von Kriegsverwundeten nach dem Ersten Weltkrieg zu beheben.
Heute produzieren hier etwa 250 Mitarbeiter Vakuumkomponenten, Röntgenröhren, Präzisionsgleitlager und Detektoren für den medizinischen und industriellen Einsatz. Das Werk hat sich in seiner 100-jährigen Geschichte von einer glastechnischen Werkstatt zu einem Hightech-Standort für Röntgenstrahler, Linearbeschleuniger und Vakuumkomponenten entwickelt. Zur Jubiläumsveranstaltung am 17. Mai 2019 konnte Siemens Healthineers rund 120 Gäste begrüßen. Zu den Gästen der Festveranstaltung auf der Heidecksburg in Rudolstadt zählten unter anderem der Ministerpräsident von Thüringen Bodo Ramelow, der Landrat des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt Marko Wolfram sowie der Bürgermeister von Rudolstadt Jörg Reichl.
„1919 in einer Altstadtgasse als ,Start-up‘ begonnen, prägt das Röhrenwerk Rudolstadt heute den Freistaat Thüringen als Medizintechnikstandort. Anknüpfend an die langjährige Tradition der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie hat sich die Medizintechnikbranche in Thüringen zukunftsfähig etabliert. Ich wünsche dem Röhrenwerk, dass es als Teil von Siemens Healthineers auch in den nächsten 100 Jahren am Standort Thüringen wachsen und gedeihen wird“, sagte Bodo Ramelow.
Vorzeige-Standort für Röntgenprodukte
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg in Rudolstadt gegründet, wuchs das Röhrenwerk durch Kooperationen mit größeren Firmen, insbesondere mit Siemens & Halske, in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg zu einem der größten deutschen Hersteller von Vakuum- und Röntgenprodukten. Zu DDR-Zeiten wurde das Röhrenwerk zu einem Volkseigenen Betrieb (VEB). Nach der Wiedervereinigung erwarb es die Siemens AG wieder zurück.
Seit 1991 entwickelte sich der thüringische Standort zu einer der modernsten Fertigungsstätten für Komponenten der Medizintechnik von Siemens Healthineers. Heute beschäftigen sich die Mitarbeiter in Rudolstadt mit Entwicklung, Fertigung, Montage und Vertrieb von Röntgenstrahlern für medizinische und technische Diagnostik sowie von Linearbeschleunigern und Strahlendosis-Messsystemen.
Einsatz in Computertomografie und Mammographie
Heute werden Vakuumkomponenten aus Rudolstadt in Röntgenstrahlern von Siemens Healthineers verwendet und sind damit unter anderem in allen Computertomografen (CT) und Angiographie-Anlagen, die der Gefäßuntersuchung dienen, verbaut. Die Rudolstädter Röntgenröhren finden auch Anwendung in Mammographiegeräten, in mobilen C-Bogen-Anlagen für die Chirurgie und in Multifunktions-Röntgensystemen. Außerdem werden sämtliche CT-Anlagen von Siemens Healthineers mit Gleitlagern aus Rudolstadt ausgerüstet.