Schuppenflechte: Neuer Scanner sieht genau hin

Einen Blick unter die Haut von Schuppenflechte-Patienten erlaubt ein neu entwickelter Gewebescanner. Ohne Kontrastmittel oder Strahlenbelastung lassen sich so klinisch relevante Informationen, wie etwa die Struktur der Hautschichten und Blutgefäße, genauestens erfassen. Die Technologie wurde jetzt von einem Forscherteam vom Helmholtz Zentrum München und der Technischen Universität München (TUM) in „Nature Biomedical Engineering“ vorgestellt.

Schätzungen zufolge sind allein in der Europäischen Union zwischen zehn und fünfzehn Millionen Menschen von Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) betroffen. Derzeit bewerten Ärzte die Schwere der Erkrankung anhand von Eigenschaften auf der Hautoberfläche wie etwa Rötung oder die Dicke der Hautschuppen. „Diese Einschätzung lässt sämtliche Parameter außer Acht, die unter der Hautoberfläche liegen und kann zudem subjektiv sein“, sagt Dr. Juan Aguirre.  Nach Einschätzung des Arbeitsgruppenleiters am Institut für Biologische und Medizinische Bildgebung (IBMI) am Helmholtz Zentrum München könnte die Struktur der Haut und der Gefäße im Vorfeld einer Behandlung wichtige Informationen für den Arzt bringen.

Um diese Informationen nutzbar zu machen, haben Aguirre und sein Team eine neue Technik mit dem Namen RSOM entwickelt. Hierbei wird das zu untersuchende Gewebe mit einem schwachen Laserpuls angeregt, nimmt die Energie auf und erwärmt sich minimal. Das führt dazu, dass sich das Gewebe kurzzeitig ausdehnt und Ultraschallwellen erzeugt. Diese Signale lassen sich dann messen. Aus den gewonnenen Informationen berechnen die Wissenschaftler ein hochaufgelöstes Bild.

Scanner im Handtaschenformat

Die Forscher haben nicht nur die Methode entwickelt, sondern die Technik bereits auf die Größe eines Handgeräts reduzieren. „Durch diese leicht einzusetzende Technologie, die ohne Strahlenbelastung oder Kontrastmittel auskommt, können wir erstens neue Einblicke in die Krankheitsmechanismen gewinnen und zweitens die Therapieentscheidung für die Ärzte erleichtern“, sagt Prof. Dr. Vasilis Ntziachristos, Direktor des IBMI am Helmholtz Zentrum München und Inhaber des Lehrstuhls für Biologische Bildgebung an der Technischen Universität München.

Die Leistungsfähigkeit von RSOM haben die Wissenschaftler in einer aktuellen Studie demonstriert: Sie untersuchten Haut- und Unterhautgewebe von Schuppenflechte-Patienten. Durch die neue Technologie konnten sie mehrere Merkmale für Psoriasis und Entzündungen bestimmen, darunter beispielsweise die Hautdicke, die Abstände der Kapillaren, die Anzahl an Gefäßen oder das Gesamtvolumen des Blutes in der Haut. Aus diesen Informationen haben die Forscher einen Index erstellt, der nun auch die Daten unter der Hautoberfläche berücksichtigt.  Im nächsten Schritt soll das neue Bildgebungsverfahren künftig auch bei anderen Krankheiten gesetzt werden. Denkbar sind zum Beispiel Untersuchungen bei Hautkrebs. Auch Diabetespatienten könnten profitieren: Sie leiden häufig an geschädigten Blutgefäßen, die sich mit der Technologie frühzeitig untersuchen lassen könnten.