Schmerzfreie Magenspiegelung per Kamerapille

Medizintechnik der Zukunft: Die Kamerapille macht Magenspiegelungen für Patienten und Fachpersonal erträglicher. (Foto: Adobe Stock/ Fraunhofer IZM)

Unangenehme Magenspiegelungen könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Wissenschaftler entwickeln eine Kamerapille, die mittels Magnetsteuerung durch den Körper navigiert wird und per Livestream Bilder aus dem Körperinneren liefert.

Die Untersuchung des Magens mittels eines eingeführten Schlauchs über den Mund- und Rachenraum bis in die obere Magenpartie empfinden die meisten Patienten als unangenehm. Zudem birgt die Behandlung Risiken und muss deshalb geschultes und immer seltener werdendes Fachpersonal ausgeführt werden. Eine vollkommen schlauchlose Technologie für die diagnostische Magenspiegelung könnte die Behandlung schon bald erheblich vereinfachen. Sie besteht aus einer schluckbaren Kamerakapsel und einem externen magnetischen Steuerungssystem. Entwickelt wird die Technologie vom Fraunhofer IZM gemeinsam mit zwei weiteren Partnern im Rahmen des BMBF-geförderten Projektes nuEndo.

Magenspiegelung beim Hausarzt

Die Endoskopiekapsel kann mithilfe eines externen magnetischen Führungssystems intuitiv durch den Magen geführt werden. Mithilfe der eingebauten Sensorik sendet sie ein Echtzeit-Bild des Mageninneren auf einen Monitor. Weiterer Vorteil: Anders als die schlauchgesteuerte Magenspiegelung kann die Kapselendoskopie vom hausärztlichen Fachpersonal ohne Narkose durchgeführt werden. Wenn die Patienten die Kapsel geschluckt haben, gelangt sie nach rund 20 Sekunden in den Magen. Dann kann die Untersuchung beginnen. Allerdings kann es trotzdem bei einigen Erkrankungen notwendig werden, dass eine herkömmliche schlauchendoskopische Untersuchung durchgeführt werden muss, da sie höher aufgelöste Bilder liefert. Mit der Kapselendoskopie lassen sich jedoch ohne lange Wartezeiten erste Diagnosen stellen und dann die Notwendigkeit für eine weiterführende Untersuchung ableiten.

Nichtinvasives Verfahren für bessere Früherkennung 

„Durch dieses nichtinvasive und schmerzfreie Verfahren wird eine diagnostische Magenspiegelung schon bei geringerem Leidensdruck für Patienten akzeptabel, da diese nur eine kleine Kapsel schlucken müssen und dann entspannt an der Untersuchung teilnehmen können“, sagt Prof. Dr. Jörg Albert, Chefarzt am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart und assoziierter klinischer Partner des nuEndo-Projektes. Dadurch können mithilfe des nuEndo-Systems viele Erkrankungen früher als bisher zu erkannt und Beschwerden effektiver behandelt werden. Zudem lässt sich der Therapieverlauf einfacher überwachen.

In dem Projekt ist das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM für die Miniaturisierung der Kapsel zuständig. Verbundkoordinator des Projektes ist die Ovesco Endoscopy AG. Die Sensodrive GmbH – eine Ausgründung aus dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt – verantwortet die externe magnetische Steuerung. Das Projekt läuft noch bis 2022.