Viele Privatkrankenversicherte möchten Arztrechnungen digital empfangen, diese online prüfen und anschließend ohne viel Aufwand an ihren Versicherer weiterleiten. Die meisten Ärzte sehen die digitale Abrechnung jedoch noch skeptisch.
Eine von der Axa-Versicherung und der CompuGroup Medical Deutschland AG (CGM) in Auftrag gegebene Studie zeigt, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im digitalen Gesundheitsmarkt derzeit noch ist. Sie stellt aber auch fest, dass sich sowohl Ärzte, als auch Patienten von der künftigen, elektronischen Patientenakte viel versprechen.
Der repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa unter 1.009 Privatkrankenversicherten zufolge, halten 64 Prozent der Befragten das Einreichen von Arztrechnungen bei ihrem Krankenversicherer per Brief für umständlich. Beinahe drei Viertel (74 Prozent) der Versicherten wollen ihre Belege gern digital zu ihrem Versicherer senden. Im Idealfall haben sie diese zuvor bereits online von ihrem Arzt erhalten – das wünschen sich 62 Prozent der Befragten. Von den zusätzlich von Forsa befragten 100 Allgemeinärzten können sich indes lediglich 23 Prozent vorstellen, für ihre PKV-Patienten erbrachte Leistungen digital abzurechnen.
Junge Patienten besonders digital-affin
Die von Axa und CGM initiierte Umfrage zeigt, dass vor allem jüngere Versicherungsnehmer den Komfort des digitalen Rechnungsmanagements einfordern: 85 Prozent der befragten 18- bis 29-Jährigen und 83 Prozent der 30- bis 44-Jährigen wollen ihre Rechnungen gern digital bei ihrer Krankenversicherung einreichen. „Mit dem Älterwerden dieser Versicherten und dem Nachrücken weiterer junger, digital-affiner Versicherungsnehmer, steigt sukzessive auch die Gesamtzahl der Menschen, die sich digitale Leistungen im Gesundheitswesen wünschen und diese auch immer stärker erwarten“, sagt Klaus Dombke, Leiter Strategisches Leistungs- und Gesundheitsmanagement bei Axa. Als aktuell einziger Versicherer im PKV-Markt bietet das Unternehmen seinen Kunden mit dem ePortal „Meine Gesundheit von Axa“ ein vollständig digitales Rechnungsmanagement an. Seit Einführung des Angebots im Mai 2016 wurden mehr als 315.000 Vorgänge komplett digital bearbeitet. Möglich wird die papierlose Abrechnung für die Versicherten auch deshalb, weil das ePortal aktuell von mehr als 4.200 Ärzten mit Software con CompuGroup Medical genutzt wird. Das eHealth-Unternehmen hatte „Meine Gesundheit von Axa“ gemeinsam mit dem Versicherungskonzern entwickelt.
Digitalisierung ist unumkehrbar
„Die im ePortal angemeldeten Ärzte, die unter anderem das digitale Rechnungsmanagement bereits nutzen, sind Vorreiter der zukunftsorientierten Weiterentwicklung unseres Gesundheitswesens. Dass sich aber erst rund ein Viertel der Ärzte unserer Umfrage wünscht, PKV-Patienten digital abzurechnen, zeigt, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit im digitalen Gesundheitsmarkt noch eine große Lücke klafft“, sagt Jens Dommel, General Manager Business Unit Life bei CGM.
„Wir sind aber überzeugt davon, dass diese Lücke in Zukunft kleiner werden wird. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens ist unumkehrbar. Mit Angeboten wie ‚Meine Gesundheit von Axa‘ ermöglichen wir Ärzten deshalb bereits heute eine sichere Vernetzung mit digital affinen Privatpatienten und bieten ihnen die Chance, sich und ihre Praxis als Vorreiter im Einsatz digitaler Angebote zu positionieren. Letztlich empfehlen wir allen Gesundheitsdienstleistern, sich mit den Anforderungen der Patienten an ein modernes Gesundheitsmanagement zu beschäftigen und sich beispielsweise möglichst frühzeitig an die Telematikinfrastruktur anbinden zu lassen.“
Anzahl offener Rechnungen reduzieren
Die Studie widmete sich auch der Frage, wie zeitnah Ärzte und Patienten Rechnungen erstellen bzw. prüfen und an den Versicherer weiterleiten. Ärzte rechnen demnach ihre Leistungen für privat krankenversicherte Patienten in der Regel nur einmal im Monat (32 Prozent) oder einmal im Quartal (48 Prozent) ab. Die Hälfte der befragten Versicherten (50 Prozent) sammelt eingehende Arztrechnungen zunächst und reicht diese erst dann ein, wenn ein bestimmter Betrag, im Durchschnitt 619 Euro, erreicht ist. Elf Prozent leiten Rechnungen in einem bestimmten Rhythmus, etwa monatlich, weiter. Die Ergebnisse zeigen auch, dass ein digitales Rechnungsmanagement helfen könnte, offene Rechnungen zu reduzieren: 38 Prozent derjenigen, die Belege erst nach Erreichen eines bestimmten Betrags oder in einem bestimmten Rhythmus einreichen, würden ihre Rechnungen nach eigener Aussage immer sofort prüfen und weiterleiten, wenn dies digital möglich wäre. Auch hier gilt: je jünger, desto online affiner: Fast die Hälfte (49 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen würde ihr derzeitiges Verhalten ändern und Rechnungen sofort bearbeiten.
Elektronische Patientenakte erwünscht
Befragt zu verschiedenen digitalen Angeboten sehen die Studienteilnehmer ein besonders großes Potenzial in der elektronischen Patientenakte: 76 Prozent der Versicherten und 74 Prozent der Ärzte glauben, dass durch die Einführung der digitalen Patientenakte ein besserer Austausch zwischen den Ärzten stattfindet. Auf eine schnellere Versorgung im Notfall hoffen 64 Prozent der Versicherten und 70 Prozent der Mediziner. Mehr Patienten- und Entscheidungssicherheit durch Hinweise auf Medikamente oder Vorerkrankungen prognostizieren 59 Prozent der Versicherungsnehmer und 86 Prozent der Ärzte.
„Diese positiven Ergebnisse bestätigen uns in dem Schritt, den wir kürzlich mit der Bereitstellung einer elektronischen Patientenakte im ePortal ‚Meine Gesundheit von Axa‘ für unsere Kunden gegangen sind“, erklärt Klaus Dombke. „Nun hat jeder unserer krankenvollversicherten Kunden die Möglichkeit, über das ePortal kostenfrei auf seine eigene digitale Akte zuzugreifen. Aktuell können unsere Kunden hier eigenständig ihre Dokumente einstellen, verwalten und archivieren.“
Künftig soll es auch möglich sein, vom Arzt hochgeladene Dateien einzusehen, vorausgesetzt der Versicherte hat seinem Arzt den Zugang zur Akte gewährt. Die Kunden können somit ihre private digitale Gesundheitsakte anlegen, in der alle persönlichen und medizinischen Dokumente sowie auch Notfalldaten sicher abgelegt sind.
Ab 2019, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen für die elektronische Patientenakte in der Telematikinfrastruktur (TI) erfüllt sind, haben Ärzte dann die Möglichkeit, medizinische Daten nach der Freigabe durch den Patienten in die vollintegrierte, elektronische Patientenakte – die CGM Life Gesundheitsakte – zu überführen und über die TI anderen Leistungserbringern zur Verfügung zu stellen.