IBM und Siemens Healthineers bringen offene Gesundheitsplattform

Siemens Healthineers und IBM starten gemeinsam eine Gesundheitsplattform in Deutschland. (Foto: Daniil Peshkov /123rf.com)

Siemens Healthineers und IBM bieten nun gemeinsam eine offene Plattform für die Vernetzung des Gesundheitswesens in Deutschland an. Die Plattform soll zukünftig auch die Telematikinfrastruktur (TI) für den Austausch von Patientendaten zwischen den Leistungserbringern nutzen.

Die neue Plattform „teamplay digital health platform connect“ verwendet internationale Standards wie IHE (Integrating the Healthcare Enterprise). So soll der sichere Austausch von Patientendaten unter Leistungserbringern vereinfacht werden. Die Lösung ist auch für Angebote von Drittanbietern ausgelegt. Sie sollen in Zukunft Apps und digitale Lösungen auf die Plattform bringen und auf dem Gesundheitsmarkt anbieten. „Die Plattform ermöglicht die digitale Transformation des Gesundheitswesens und ist die Basis für die Vernetzung der Akteure. Beispielsweise können bestehende und zukünftige digitale Patientenakten insbesondere dann ihren vollen Nutzen entfalten, wenn die Patienteninformationen vollständig und aktuell für alle relevanten und entsprechend Berechtigten verfügbar sind“, so Dr. Christian Kaiser, Leiter Digital Services Central Western Europe, Siemens Healthineers.

Datenaustausch spielt zentrale Rolle

„Patienten interessieren sich nicht für die Hindernisse im Gesundheitswesen – sie brauchen schnelle Lösungen.“, ist Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, überzeugt.

„Digitalisierung steht bei uns an der Charité weit oben auf der Agenda. Dabei spielt der Datenaustausch regional oder – zum Beispiel im Rahmen der Forschung – auch überregional eine ganz zentrale Rolle. Dazu nutzen oder testen wir verschiedene Plattformtechnologien, auch die digitale Plattform von Siemens Healthineers. Damit die digitale Transformation im Gesundheitswesen gelingen kann, bedarf es solcher Angebote, insbesondere wenn sie in den Kontext der Digitalisierungsbestrebungen der Bundesregierung passen“, ergänzt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Zwei Rechenzentren für mehr Sicherheit

Betrieb der Plattform erfolgt in zwei in Deutschland befindlichen Rechenzentren von IBM und Siemens Healthineers. Die Unternehmen teilen den Betrieb der Plattform aus Sicherheitsgründen auf. Siemens Healthineers betreibt das Patientenregister und IBM den Dokumentenindex. Das Patientenregister verwaltet Identitäten (demographische Daten wie Namen oder Kontaktdaten) von Patienten, die von den Teilnehmern der Plattform angemeldet wurden. Grundlage für eine solche Anmeldung ist immer das Einverständnis der betroffenen Person. 

Die Hauptaufgabe des Patientenregisters besteht darin, die unterschiedlichen Daten einer Person teilnehmerübergreifend korrekt zu einer Identität zusammenzuführen. Der Dokumentenindex hingegen verwaltet administrative Angaben zu den Dokumenten, welche die Teilnehmer der Plattform bekannt geben. Auch hier ist die Bereitstellung von neuen Dokumenten nur auf Basis einer gültige Einwilligungserklärung der betroffenen Person möglich.

Datenteile wertlos für Hacker

Die Dokumente beziehungsweise Daten selbst werden hierbei nicht zentral, sondern bei dem jeweils bereitstellenden Teilnehmer, zum Beispiel dem Krankenhaus, gespeichert. Es wird also keine weitere digitale Aktenlösung etabliert. Jedes Rechenzentrum ist nach anerkannten Security-Standards abgesichert. Durch die Aufteilung auf zwei Zentren sind selbst im unwahrscheinlichen Fall eines Hackerangriffs nur ein Teil der Daten kompromittiert. Eventuell erbeutete Daten sind ohne das jeweils passende „Gegenstück“ für den Angreifer wertlos, betonen die Unternehmen.

„Die Sicherheit und die Privatsphäre der Patienten sind unser oberstes Ziel. Mit unseren weltweit mehrfach zertifizierten Services (ISO 27001) im Rechenzentrum Frankfurt sorgen wir dafür, dass nur berechtigte Personen Zugriff auf diese Informationen erhalten,“ sagt Christian Noll, General Manager, IBM Global Business Services (GBS), DACH.

Ergänzender Beitrag

Die deutsche Bundesregierung will die Digitalisierung des Gesundheitswesens in dieser Legislaturperiode vorantreiben. Der Koalitionsvertrag sieht vor, dass jeder gesetzlich Versicherte ab 2021 über eine digitale Patientenakte verfügen können soll, die wichtigen Dokumente wie Arztbriefe, Medikationsplan, Notfalldaten und den Impfausweis enthält. Eine auf internationalen Standards beruhende Plattform für die Vernetzung der verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens gibt es bisher in dieser Form jedoch nicht. Die beiden Unternehmen wollen mit der neuen Plattform daher einen ergänzenden Beitrag zur Digitalisierungsinitiative der Bundesregierung leisten.