Ob Hightech-Kreuzbänder, Outdoor-Prävention, Hygiene-Monitoring, oder Klinikmode: Auch in diesem Jahr zeigen die Gewinner des Ideenwettbewerbs Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern das Potential der Branche für die Zukunft.
Einer der Gewinner ist die GWA Hygiene GmbH aus Stralsund mit „NosoEx – intelligentes Händehygiene-Monitoring als modulare Add-on-Lösung zur nachhaltigen Verbesserung der Compliance im Gesundheitswesen“. Deutschlandweit infizieren sich jährlich 400.000 Patienten mit Krankenhauskeimen, wobei schätzungsweise 40.000 an den Folgen dieser Infektionen sterben. „NosoEx“ ist eine Hard- und Softwarelösung, die mit automatisiertem Monitoring und direktem Feedback eine fortlaufende und nachhaltige Verbesserung der Händehygiene erzielen soll. „Es gibt vielfältige Einsatzmöglichkeiten für dieses System. Neben Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen bietet es auch Potential in hygienisch sensiblen Bereichen wie der Lebensmittel- und Pharmaindustrie“, sagt Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit.
Auch der „Aufbau eines medizinischen Ausbildungs- und Trainingszentrums für extrakorporale Therapien in Mecklenburg-Vorpommern“ (MEDA-Train) der Copendia GmbH & Co KG aus Rostock überzeugte die Jury. Hinter dem Konzept von MEDA-Train steht das Vorhaben verschiedener Netzwerkpartner, ein medizinisches Ausbildungs- und Trainingszentrum rund um das Thema extrakorporale Stoßwellentherapien und Dialyse in Rostock und Mecklenburg-Vorpommern aufzubauen und so zu etablieren, das es langfristig über die Grenzen des Bundeslandes national und international anerkannt und tätig wird.
Funktionelles für Dialysepatienten
Ebenfalls zu den Siegern zählt MediTex Medizinische Funktionswäsche GmbH aus Papendorf. Die Behandlung von Patienten beispielsweise bei der Dialyse, in der Onkologie oder auch von Frühchen auf den Neonatologie-Stationen unterliegt hohen hygienischen Standards. MediTex hat speziell für diese Patientengruppen funktionelle Kleidung mit entsprechenden wiederverschließbaren Öffnungen entwickelt. Speziell eingearbeitete Taschen und Schlaufen ermöglichen das hygienische Verstauen von medizinischem Zubehör wie Sonden und Katheter.
Die Gewebebank Mecklenburg-Vorpommern gGmbH (GBM-V) aus Rostock will ein neuartiges Herstellungsverfahren für den Kreuzbandersatz weiterentwickeln und als Routineverfahren zur Versorgung orthopädischer Zentren etablieren. Projektpartner ist das Forschungslabor für Biomechanik und Implantattechnologie der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock . Ziel dieser Kooperation ist ein Kreuzbandersatz durch humane Gewebetransplantate, die sich durch eine hohe biomechanische Stabilität auszeichnen und nach der Transplantation keine Abstoßungsreaktionen beim Empfänger hervorrufen. „Mit einer Etablierung des Leuchtturmprojektes Gewebemedizin besteht die Möglichkeit, den derzeitigen Versorgungsengpass in Deutschland für den Kreuzbandersatz durch Gewebespenden insbesondere in der Kniechirurgie zu reduzieren“, so Glawe. Auch dieses Projekt wurde ausgezeichnet.
Dem demografischen Wandel begegnen
Auf die Frage, wie man dem demografischen Wandel begegnen kann, hat die seit 2014 bestehende Initiative Leben und Wohnen im Alter (ILWiA) bereits unterschiedliche Angebote in der Region etabliert. Hierzu zählt vor allem die Kommunale Beratungsstelle „Besser Leben und Wohnen im Alter“ in Greifswald. Daran möchte die WITENO GmbH aus Greifswald anknüpfen. Mit dem beantragten Projekt soll ein Netzwerk geschaffen werden, das den interdisziplinären Austausch sowie die Innovationsfähigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen in Vorpommern fördert. „Mit Unterstützung einer zu entwickelnden App sollen neue Produkte, Konzepte und Lösungen etabliert und vermarktet werden“, sagte Glawe.
Die Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) und die Medizintechnikfirma Diaspective Vision GmbH gehören ebenfalls zu den Preisträgern. Sie verfolgen das gemeinsame Ziel, die Tourismuswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern im Bereich der Gesundheit zu stärken. Hierfür soll ein diagnostisches Standardverfahren entwickelt und eingeführt werden. Es soll bei Gästen von Kurkliniken und Kurhotels angewandt werden, die an Gefäßerkrankungen (pAVK, CVI, diabetisches Fußsyndrom) leiden. Versorgungsprobleme von Geweben und Gliedmaßen können unter Verwendung dieser Kameratechnik nahezu in Echtzeit erkannt werden. Mit den in der UMG erhobenen Datensätzen kann der Schweregrad der jeweiligen Gefäßerkrankung kategorisiert werden. „Das diagnostische Verfahren kann genutzt werden, um dem Patienten für die Dauer seines Aufenthaltes ein individuelles Rahmenprogramm zu erstellen“, so Glawe.
Die outness GbR aus Neubrandenburg hat Möglichkeiten entwickelt, betriebliche gesundheitsfördernde Maßnahmen in kleineren Firmen ohne besonderen Mehraufwand zu integrieren und erhält dafür ebenfalls eine Auszeichnung. Das Training soll sich dabei an den individuellen Bedürfnissen der Unternehmen und Mitarbeiter orientieren. Damit sollen krankheitsbedingte Fehlzeiten gesenkt und die Produktivität erhöht werden. Ziel des Projektes ist es, die Dienstleistungen durch ein gezieltes Marketing im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte flächendeckend zu expandieren. „Mit dem Vorhaben soll auch eine Vernetzung mit weiteren regionalen und kommunalen Partnern der Gesundheitsförderung stattfinden“, so Glawe.
Die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften in der Gesundheitswirtschaft fördern soll die eingereichte Idee einer „HealthSoap-MV“ von [Rostock denkt 365°] e.V.: Dabei handelt es sich um eine Webserie, die wichtige Elemente einer klassischen Seifenoper aufnimmt und sie benutzt, um Botschaften zur Attraktivität der Branche und zu konkreten Berufsbildern und gegebenenfalls Arbeitgebern zu vermitteln. „Die HealthSoap-MV bietet einen kreativen Ansatz, um Fachkräfte in außergewöhnlicher und unterhaltsamer Weise auf einen beruflichen Weg in der Gesundheitswirtschaft aufmerksam zu machen“, so Glawe.
Bereits zum achten Mal
Der Wettbewerb fand 2017 zum achten Mal statt. Insgesamt wurden bei dem vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Kooperation mit der BioCon Valley GmbH ausgerufenen Landesideenwettbewerb Gesundheitswirtschaft 36 Bewerbungen eingereicht. Bei den zur Förderung vorgeschlagenen acht neuen Projektideen handelt sich insgesamt um ein Fördervolumen in Höhe von bis zu knapp 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE), das wiederum Gesamtinvestitionen in Höhe von bis zu knapp 1,6 Millionen Euro auslösen soll.
In Mecklenburg-Vorpommern sind mit 148.000 Fachkräften knapp 20 Prozent aller Beschäftigten in der Gesundheitswirtschaft tätig. Nach einer Erhebung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im April 2017 hatte die Branche im Jahr 2016 mit einer Bruttowertschöpfung von fast 340 Milliarden Euro einen Anteil von zwölf Prozent an der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft.