Wie sich Krankenhauslogistik durch Digitalisierung verbessern lässt, hat das BMBF-geförderte Projekt „Hospital 4.0“ unter Leitung der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT erforscht. Nun liegen Ergebnisse vor.
Die Covid-19-Pandemie fordert Krankenhäuser weltweit. Zusatzkapazitäten an Intensivbetten und Beatmungsplätzen müssen bereitgestellt werden, gesundes Personal und notwendiges Material müssen verfügbar sein. Eine verbesserte Logistik könnte hier entlastend wirken. Das Projekt „Hospital 4.0 − Schlanke digital-unterstützte Logistikprozesse in Krankenhäusern“ erforschte die Weiterentwicklung und beispielhafte Umsetzung von innovativen Logistiksystemen in Krankenhäusern durch den Einsatz digitaler Technologien.
Im Fokus der Forscher standen die Logistik der Medizinprodukte, der Verbrauchsmaterialien und der Betten. Auch die Umsetzung eines Weiterbildungsprogramms für Klinikpersonal in ganz Deutschland stand im Fokus. So sollen die erarbeiteten Konzepte und Methoden vermittelt und umsetzt werden können. Durch sinnvolle Digitalisierung der Krankenhauslogistik ist es den Forschern gelungen, verbesserte Transparenz, Sicherheit und Effizienz von Logistikprozessen zu schaffen. Zwei Referenzprozesse standen hier im Fokus − die Lagerlogistik und das Bettenmanagement.
Schlankere Krankenhauslogistik dank Digitalisierung
„Das Projekt hat gezeigt, dass Logistikprozesse durch den Einsatz digitaler Technologien verschlankt und an sinnvollen Punkten automatisiert werden können, wodurch das Krankenhauspersonal mehr Zeit für die Pflege von Patientinnen und Patienten gewinnt“, sagt Prof. Dr. Henner Gimpel von der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT. Der Einsatz etwa von Radio-Frequency Identification (RFID) mache relevante Informationen in Echtzeit verfügbar und ermögliche die Vernetzung aller am Klinikbetrieb beteiligten Akteure und Ressourcen. Hier besteht erhebliches Potenzial für eine verbesserte Krankenhausversorgung.
Neben der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT, die das Projekt leitete, waren das Universitätsklinikum Augsburg, das Klinikum Bayreuth, die Technische Hochschule Ingolstadt und das auf IT-Lösungen für Krankenhäuser spezialisierte Software-Unternehmen POLAVIS als Konsortialpartner am Projekt beteiligt.
Digitalisierung erleichtert Tagesgeschäft
Das Tagesgeschäft kann durch eine umfassende Transparenz der Prozesse erheblich erleichtert werden, zeigen die Ergebnisse des Projekts. So können die Integration digitaler Technologien und die Qualifikation des Personals die Qualität und Effizienz der Patientenversorgung deutlich steigern. Auch können Pflegekräfte substanziell entlastet und die Verschwendung von Fläche, Material und Personalkapazitäten reduziert werden.
Krankenhauslogistik im Jahr 2030
Auf Basis einer umfassenden Prozess- und Potenzialanalyse haben die Forscher eine Vision der Krankenhauslogistik im Jahr 2030 entwickelt. Sie beschreibt einen Zentralisierungsansatz, der wertschöpfungsunterstützende Leistungen unter wirtschaftlichen und innovativen Gesichtspunkten forciert. Wie eine bedarfsgerechte, wirtschaftliche, schlanke und digitale Krankenhauslogistik der Zukunft erreicht werden kann, zeigen die im Projekt entwickelten Referenzmodelle für die Material- und Bettenlogistik.
Die Referenzmodelle beschreiben die Prozessstrukturen, den optimalen Materialfluss und die notwendigen Informationsflüsse. Zusammen mit einem umfassenden Lernkonzept werden die Referenzmodelle veröffentlicht. Ziel ist es, Krankenhäuser bei der schrittweisen Weiterentwicklung der eigenen Krankenhauslogistik zu unterstützen. Das Buch „Hospital 4.0 − Schlanke, digital-unterstützte Logistikprozesse in Krankenhäusern” soll im ersten Halbjahr 2021 im Springer Gabler Verlag erscheinen.