COPD-Patienten: Nichtinvasive Beatmung ohne Klinikaufenthalt

Die Möglichkeiten der häuslichen Betreuung von COPD-Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung verbessern soll das Projekt DIGIVENT (Digitales Therapieunterstützungssystem in der außerklinischen Beatmung bei COPD-Patienten). Unter der Koordination der Philips GmbH Innovative Technologies Aachen  soll in den nächsten drei Jahren ein digitales Therapieunterstützungssystem für die häusliche Beatmung dieser Patienten entwickelt werden. An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt sind außerdem die Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin an der Uniklinik RWTH Aachen, der Fachbereich Informatik der Fachhochschule Dortmund und die KAIROS GmbH beteiligt.

Schätzungen zufolge könnte die chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung COPD bereits 2030 die dritthäufigste Todesursache sein. Derzeit leiden rund 250 Millionen Patienten weltweit an der nicht reversiblen Verengung der Atemwege. Die nichtinvasive Beatmung (NIV) ist eine nichtmedikamentöse Behandlungsoption für einen Teil der COPD-Patienten im fortgeschrittenen Stadium, die die Lebensqualität und das Langzeitüberleben verbessern kann. Der Zuwachs von Patienten, die eine NIV verordnet bekommen, und der bereits heute spürbare Fachkräftemangel könnten allerdings zu Engpässen führen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind innovative digitale Lösungen gefragt. „Mit DIGIVENT wollen wir eine Lösung entwickeln, die eine leitliniengerechte Einleitung und Kontrolle der nichtinvasiven Beatmung bei COPD-Patienten außerhalb der Klinik unterstützt und damit auch in Zukunft eine ausreichende und hochwertige Versorgung ermöglicht“, sagt Thomas Vollmer, Senior Scientist bei der Philips GmbH Innovative Technologies Aachen und Projektkoordinator.

NIV für COPD-Patienten ohne Klinikaufenthalt

Derzeit ist für die Einleitung und Kontrolle der NIV in der Regel ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich. In der S2k-Leitlinie „Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz – Revision 2017“ heißt es allerdings, dass „eine sektorenübergreifende Betreuung außerklinisch beatmeter Patienten grundsätzlich wünschenswert“ sei. Hier setzt DIGIVENT an. Die Projektpartner erforschen Alternativen zum Klinikaufenthalt für die Patienten. Univ.-Prof. Dr. med. Michael Dreher, Direktor der Klinik für Pneumologie und internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen und Initiator des Projekts: „DIGIVENT soll untersuchen, ob die Einleitung und Kontrolle einer NIV bei COPD-Patienten zukünftig durch medizinisches Personal außerhalb der Klinik unter telemedizinischer ärztlicher Aufsicht durchzuführen ist.“

Eine von Royal Philips unterstützte britische Studie aus dem Jahr 2017 zeigte bereits, dass COPD-Patienten mit persistierender Hyperkapnie nach einer lebensbedrohlichen Exazerbation von der häuslichen NIV profitieren. Das Risiko, innerhalb der nächsten zwölf Monate wieder stationär behandelt werden zu müssen oder zu versterben, war bei der Gruppe mit Langzeit-Sauerstofftherapie plus NIV um 17 Prozent geringer als bei der Gruppe, die ausschließlich Sauerstoff erhielten. Das Risiko für eine erneute Exazerbation soll um 25 Prozent reduziert sein.