Bluttransfusionen: Mit Scan und Barcode zu mehr Patientensicherheit

Elektronische Identifikationssysteme bei Bluttransfusionen sollen künftig dabei helfen Blutproben- und Patientenverwechslungen zu vermeiden. Wie solche Systeme zur Patientensicherheit in der Transfusionsmedizin beitragen können, diskutieren Experten auf der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie vom 24. bis 27. Oktober 2017 in Köln.

Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung spenden zwei Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Blut. Weitaus mehr Menschen lassen sich als Patienten gelegentlich Blut abnehmen, zum Beispiel für ein Blutbild, anhand dessen der Arzt Rückschlüsse auf Krankheiten oder Mangelerscheinungen ziehen kann. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen lassen sich Fehler bei den Blutentnahmen nicht ausschließen. Sie können dazu führen, dass Proben verwechselt oder falsch analysiert werden. „Studien zeigen, dass eine von 2000 Blutproben fehlerhaft ist, also ‚falsches Blut‘ enthält“, sagt Richard Max Kaufman, M.D., Pathologe am Brigham and Women’s Hospital in Boston, MA. „Fehlerhafte Blutproben stellen damit heute ein größeres Risiko der Bluttransfusion dar als die Übertragung von Infektionen,“ so Kaufman. Zum Vergleich: Das Risiko für eine Infektionsübertragung liegt in entwickelten Ländern bei weniger als eins zu einer Million. Auch das das Risiko für fehlerhafte Blutproben wollen die Forscher weiter minimieren.

Zwar werden falsch beschriftete beziehungsweise verwechselte Blutproben werden in der Regel im Labor entdeckt. Dort prüft das medizinische Personal, ob die Blutgruppe der vorliegenden Probe mit der zuvor erfassten und dokumentierten übereinstimmt. Aber was passiert, wenn der Blutbank keine früheren Daten des Spenders vorliegen? „In solchen Fällen kann das ‚falsche Blut‘ unentdeckt bleiben und wird schlimmstenfalls einem Patienten injiziert, mit dessen Blut es nicht kompatibel ist“, so Kaufman.

Elektronische Identifikationssysteme auf dem Vormarsch

Um Blutentnahmen und Bluttransfusionen noch sicherer zu machen, führen immer mehr Einrichtungen neue elektronische Identifikationssysteme ein, die direkt vor Ort am Patienten beziehungsweise Spender angewendet werden: Direkt am Beginn der Blutentnahme steht die Identifikation. Dazu wird neben der verbalen Kommunikation die ID auf dem Identifikationsarmband gescannt. Die Proberöhrchen werden sofort mit einem Barcode versehen. Dadurch muss entfällt die Beschriftung der Röhrchen per Hand t. Der jeweilige Barcode wird zudem mit der Patientenidentifikation verknüpft, im System gespeichert und der Laborauftrag direkt in die Wege geleitet. „Durch dieses Prozedere wissen die Mitarbeiter im Labor besser als bei bisherigen Abläufen, ob sie die richtige Blutprobe verwenden und können so Verwechslungen ausschließen“, sagt Kaufman.

Um den Einfluss der elektronischen Identifikationssysteme auf die Patientensicherheit zu bewerten, hat die Biomedical Excellence for Safer Transfusion (BEST) Collaborative die internationale Studie “TUBE” (Testing the Utility of Collecting Blood Samples Electronically) gestartet. „Im Rahmen der Studie erfassen die teilnehmenden Krankenhäuser Daten zum Vorkommen von ‚falschem Blut‘ in deren Blutbanken“, erklärt Kaufman, der die Studie leitet und sie im Rahmen der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie vorstellen wird. Im Rahmen der Studie wollen die Forscher nun herausfinden, ob es in Einrichtungen, die ein Barcode-Scan-System bei der Blutentnahme nutzen, erheblich weniger Vorfälle von „falschem Blut“ in Proberöhrchen gibt als in Einrichtungen, die das manuelle Etikettier-System nutzen. Weitere Informationen sowie das Programm der 50. DGTI-Jahrestagung sind unter www.dgti.de abrufbar.