App auf Rezept bei chronischen Schmerzen

Patientin mit chronischen Schmerzen
Patientin mit chronischen Schmerzen: DiGA entstand aus Kooperation zwischen Selfapy und Pfizer (Foto: Spectral/123rf.com)

Die DiGA „Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“ unterstützt PatientInnen bei der Bewältigung chronischer Schmerzen. Sie wurde von Selfapy entwickelt und in Kooperation mit Pfizer Pharma auf den Markt gebracht.

Die Selfapy GmbH ist ein Digital Health Unternehmen mit Sitz in Berlin. Seit dem Inkrafttreten des Digitalen Versorgungsgesetzes hat das Unternehmen fünf DiGA erfolgreich auf den Markt gebracht, die CE-zertifiziert und auf Rezept kostenfrei erhältlich sind.

Die neueste DiGA zielt auf Patienten mit chronischen Schmerzen. Deren Zahl ist beträchtlich: Schätzungen zufolge leiden rund 17 Prozent der Menschen in Deutschland an anhaltenden oder immer wiederkehrenden Schmerzen. Chronische Schmerzen stellen ein komplexes Krankheitsbild dar, ihre Diagnose nimmt oft viel Zeit in Anspruch. 

Häufig kann bei chronischen Schmerzen keine organische oder physiologische Erklärung gefunden werden. Nicht selten wird übersehen, dass Schmerz auch eine psychische Komponente haben kann, beispielsweise ausgelöst durch Stress. 

Schmerzen selbstbestimmt und aktiv in den Griff bekommen

Um zugrunde liegende Konflikte, Stress- oder Überforderungssituationen im Leben mit chronischen Schmerzen systematisch aufzuarbeiten, stellt die Psychotherapie häufig einen wichtigen Pfeiler in der Schmerztherapie dar. Mithilfe der Psychotherapie können Betroffene lernen, ihre Verhaltensmuster im Umgang mit Stress und den Schmerzen selbst zu erkennen und auf diese Weise die Schmerzwahrnehmung zu verändern.

Hilfe noch vor der Psychotherapie

Hierzu befragte Patienten stehen zu 60 Prozent einer Psychotherapie grundsätzlich offen gegenüber: Sie wünschen, dass ihre BehandlerInnen sie aktiv ansprechen, wenn sie eine psychische Ursache hinter den Schmerzen vermuten. Insbesondere bei SchmerzpatientInnen kann jedoch die Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz mitunter Monate in Anspruch nehmen.

Hier setzt die neue digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) „Selfapys Online-Kurs bei chronischen Schmerzen“ an, die Betroffenen seit April 2023 zur Verfügung steht. Die DiGA kann von ÄrztInnen und PsychotherapeutInnen verschrieben und von den PatientInnen anschließend selbstständig bearbeitet werden, sodass der Kurs ohne Wartezeit und flexibel genutzt werden kann. Außerdem haben PatientInnen mit Diagnose die Möglichkeit, direkt bei ihrer Krankenkasse einen Code für den Kurs anzufordern. Die Kosten der App werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

Erstes positives Feedback

Eine erste Datenauswertung zeigte laut Pfizer bereits eine signifikante Reduzierung der Schmerzbeeinträchtigung mithilfe der DiGA. Auf der sogenannten PGIC-Skala (Patient Global Impression of Change) von 1 bis 7 bewerteten 37 Personen, die den Kurs absolviert hatten, die Veränderung im Durchschnitt mit 4,51. 25 (68 Prozent) von ihnen gaben die Veränderung mit einem Wert von 5 oder größer an. Damit ergab sich für einen Großteil der Teilnehmenden eine relevante Verbesserung der Schmerzsymptomatik. Das Angebot trifft auf einen großen Bedarf: 83 Prozent der Befragten gaben an, Interesse daran zu haben, digitale Behandlungsmöglichkeiten auszuprobieren. Wichtig sind ihnen dabei unter anderem sichtbare Ergebnisse (47,3 Prozent), eine einfache Handhabung (45,3 Prozent) und die Empfehlung ihrer ÄrztInnen (44,3 Prozent).

„Schmerzen finden auch im Kopf statt“

Der neue Online-Kurs, bestehend aus zwölf Lektionen, lässt sich in den Alltag integrieren. Mithilfe von Audio- und Videomaterial werden psychologische Übungen angeboten, die den PatientInnen helfen sollen, ihren Schmerzen auf neue Weise zu begegnen und ihre Lebensqualität zu verbessern. „Schmerzen finden auch im Kopf statt – und können dementsprechend ein Stück weit bewusst kontrolliert werden. Mithilfe des digitalen Kurses werden Betroffene bestärkt, ihre eigenen Ressourcen zu aktivieren. Das kann helfen, Souveränität zurückzugewinnen, damit der Schmerz nicht länger den Alltag bestimmt“, erklärt Nora Blum, Psychologin und Co-CEO von Selfapy.