Digitale Informations- und Werbedisplays setzen sich in Apotheken immer mehr durch. Die Wartezeit der Kunden wird genutzt, um Werbung von Pharmaunternehmen zu verbreiten oder auf eigene Aktionen aufmerksam zu machen. Der österreichische Systemintegrator Kapsch BusinessCom AG rüstete kürzlich 230 Apotheken mit Komplettsystemen aus.
Das Potenzial von digitalen Informations- und Werbedisplays, so genannte Digital-Signage-Angebote, haben auch Apotheken als Umsatzfaktor längst erkannt. Sie nutzen die neuen, digitalisierten Werbemedien, um auf nichtverschreibungspflichtige Produkte, so genannte OTC-(over-the-Counter-) Produkte, aber auch eigene Dienstleistungen aufmerksam zu machen. Mit gutem Grund: Diese Produkte sind ein wichtiger Umsatzfaktor für stationäre Apotheken.
Großes Potenzial in Apotheken
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Werbung rezipiert wird, ist hoch. „Unsere Feldversuche haben gezeigt, dass Apothekenkunden durchschnittlich vier Minuten in der Warteschlange stehen“, berichtet Christian Retinger, verantwortlich für die Entwicklung von Zukunftsmärkten bei dem österreichischen Systemintegrator Kapsch BusinessCom AG. „Orte, an denen gewartet wird, sind ideal für Digital-Signage-Angebote. Wir wissen, dass digitale Informationssysteme 98 Prozent aller Verbraucher erreichen, dass sie eine deutlich höhere Aufmerksamkeit erzeugen als analoge, statische Werbung und dass rund drei Viertel aller Kaufentscheidungen am Point of Sale getroffen werden“, so Retinger.
Kapsch BusinessCom AG wurde von einem großen Pharmaunternehmen beauftragt, für 230 österreichische Apotheken eine Digital-Signage-Lösung für hauseigene OTC-Produkte zu entwickeln. Ziel war es einerseits, den Absatz der OTC-Produkte anzukurbeln. Gleichzeitig sollten die Apotheker ein Werkzeug an die Hand bekommen, mit dem sie auch apothekeneigene Aktionen, Inhalte und Dienstleistungen bewerben können, etwa Thementage oder Produktverkostungen. Die Implementierung, der tatsächliche Betrieb und der Service liegen in den Händen von Kapsch.
Christian Retinger schnürte als Projektleiter mit seinem Team ein Paket bestehend aus Hardware- und Software-Komponenten, darunter Bildschirme, Ständer und Digital-Signage-Player. Hinzu kam ein Implementierungs-, Betriebs- und Service-Paket sowie ein Konzept für die Finanzierung. Als letzte Komponente setzte Kapsch ein Cloud-basiertes Content-Management-System auf, mit dessen Hilfe die Apotheker den Spielplan für ihre Apotheke definieren. Die Signage-Player werden so automatisch mit Inhalten bespielt.
Wichtige Sicherheits-Anforderungen
Die Verbindung zwischen Content-Management-System und Signage-Player sollte über ein 4G-Mobilfunk-Modem erfolgen. „Dies ermöglicht uns einerseits Flexibilität. Wir können unsere Systeme unabhängig vom Standort sofort, plug-and-play in Betrieb nehmen. Andererseits erfüllen wir wichtige Security- und Compliance-Anforderungen, denn über die jeweilige SIM-Karte können wir jedes System eindeutig über die fest definierte IP-Adresse im CMS zuordnen. Das ist essenziell für die korrekte Auslieferung des Spielplans. Darüber hinaus müssen wir nicht ins IT-System der Apotheke eingreifen und das jeweilige Signage-System ist mittels VPN-Verbindung vor Hacking geschützt“, illustriert Christian Retinger.
Integriertes 4G-Mobilfunk-Modem
Für einen reibungslosen Betrieb sahen Retinger und sein Team Player mit einem integrierten 4G-Mobilfunk-Modul vor. „Bei Digital-Signage-Projekten mit großen Stückzahlen, wo die Player über eine große regionale Fläche verteilt sind, ist ein separates Modem kein gangbarer Weg. Alles, was einzeln ist, kann in falsche Hände geraten,“ so Retinger. Diese wesentliche Anforderung entpuppte sich zunächst zu einer Herausforderung: „Die Mini-PCs, die ich bis dato kannte, boten diese Option nicht.“
Worst Case Stromausfall
Auf der Messe ISE stieß Retinger dann auf die Digital-Signage-Player von Giada, die im deutschsprachigen Raum von dem Distributor Concept International vertrieben werden. „Die technischen Möglichkeiten der Giada-Player überzeugten mich auf Anhieb“, erinnert sich Christian Retinger. LTE-Modems lassen sich auf der Elektronik und im Chassis fest verbauen. Das schützt die Mobilfunkkarte vor Langfingern und – alles andere als unerheblich – sie ist an die restliche Elektronik inklusive der Stromversorgung gekoppelt.
Kommt es zu einem Stromausfall, startet die Giada-Player danach automatisch neu, inklusive der Player-Software. Das System macht schlichtweg dort weiter, wo es aufgehört hat – ohne, dass das Apothekenpersonal eingreifen muss oder gar ein Service-Techniker anreisen muss. Darüber hinaus lassen sich feste Laufzeiten definieren. Das System fährt beispielsweise morgens um acht Uhr hoch und um 20 Uhr abends herunter.
Überzeugender Service
Überzeugt hat Christian Retinger auch das Service-Modell des Hardware-Partners Concept. „Ich bekomme die Player fix und fertig konfiguriert, inklusive Software-Image, und muss sie vor Ort nur noch anstecken“, fasst er zusammen. So entschloss sich das Kapsch-Team, die Giada-Player in einem Pilotprojekt mit 18 Apotheken zu testen. „Hier klappte alles reibungslos. Es gab keinen einzigen Ausfall.“ Danach erfolgte der vollständige Roll-out.
Mehrwert für Apotheken
Die teilnehmenden österreichischen Apotheker sind mit der Lösung durchweg zufrieden. „Wir konnten den Umsatzanteil von OTC-Produkten unseres Auftraggebers signifikant, durchschnittlich um einen zweistelligen Prozentsatz, steigern“, bemerkt Retinger. Gleichzeitig profitieren die Apothekenkunden von informativen – und dadurch „gefühlt“ verkürzten – Wartezeiten. Die Apotheken können darüber hinaus ihre Kundenbindung verbessern, etwa durch Trinktipps im Sommer oder Verhaltenstipps zur Schnupfenzeit.