Ärzte kommunizieren ab 2024 einfacher

Tablet-PC in Arztpraxis
Tablet-PC in Arztpraxis: Sichere und sektorenübergreifende Kommunikation für das deutsche Gesundheitssystem startet 2024 (Foto: adam121 /123rf.com)

Mithilfe der TI-Messenger sollen ab 2024 Kurznachrichten im Gesundheitswesen sicher und in Echtzeit verschickt werden können. Ärzte und weitere Leistungserbringende können dann miteinander chatten und Dateien versenden. 

Auf dem TI-Messenger Summit in Hamburg wurden kürzlich erstmals die verschiedenen TI-Messenger in den öffentlichen Fokus gerückt. Gematik-Produktmanager Timo Frank verdeutlichte das Ziel seiner Organisation, eine sichere und sektorenübergreifende Kommunikation auf Basis des bewährten Matrix-Kommunikationsprotokolls für das deutsche Gesundheitssystem umzusetzen. Um die Funktionalitäten der Messenger im Versorgungsalltag zu erproben, sollen diese nun zunächst innerhalb der TI-Modellregionen Hamburg und Franken erprobt werden. Der Bedarf für sicheres TI- Messaging in Arztpraxen, -netzwerken und Kliniken ist groß – darin waren sich alle Veranstaltungsteilnehmenden einig. 

Mit Dr. Joachim Draws und Dr. Marc Hanefeld präsentierten gleich zwei niedergelassene Ärzte im Rahmen des Summits ihre Erfahrungen mit bereits heute verfügbaren Messenger-Systemen und zeigten sich begeistert. Die kurzen Kommunikationswege ermöglichen schnelle Rücksprache- und therapeutische Absicherungsmöglichkeiten sowie nachhaltige Vernetzungsmöglichkeiten. 

Modernere ärztliche Dokumentation gefordert

Zugleich formulierten die Anwesenden auch einige aus ihrer Sicht erforderliche Erfolgsfaktoren für die Einführung der TI-Messenger in Deutschland. So sei eine Integration in etablierte PVS- und KIS-Systeme essenziell, um eine einfache Nutzung zu gewährleisten. Auch weitere Telematik-Anwendungen wie die Elektronische Patientenakte (ePA) sowie das E-Rezept müssten nahtlos angebunden werden. Hausarzt Stefan Spieren wünschte sich zudem, dass Messenger-Verläufe künftig in die ärztliche Dokumentation einfließen sollten. 

Deutlich wurde auf der Veranstaltung auch die Erwartungshaltung der Ärzteschaft: Die Grundfunktionen der TI-Messenger müssten ab Zulassung funktionieren, ansonsten verliere man spätestens bei der zweiten Nutzung das Vertrauen der Anwender, gab Dr. Ferdinand Bohmann, Oberarzt der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Frankfurt/M. zu bedenken. Auch die Anbindung von weiteren Akteuren des Gesundheitswesens – von Apotheken bis zu den Versicherten – sowie künftige Weiterentwicklungen wurde diskutiert.

Erste Einsatzbeispiele

Im Rahmen der Veranstaltung kam schließlich auch eine Auswahl an Herstellern zu Wort, die aktuell an der Umsetzung und an Zulassungsanträgen für TI-Messenger-Anwendungen arbeiten. Famedly demonstrierte am Beispiel des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) den bereits heute erfolgreichen Einsatz ihres TI-Messengers, der die interne Klinikkommunikation und die Zusammenarbeit zwischen medizinischen Teams optimiert und bereits heute aktiv im klinischen Alltag integriert ist. Arvato Systems legte mit seinem Entwicklungspartner Awesome Technologies den Fokus auf die deutschlandweite Verzeichnissuche auf dem Standard FHIR und sieht den eigentlichen Mehrwert des Messengers in einer Seamless Integration in vorhandene Primärsysteme sowie einer einfachen Handhabung. CompuGroup Medical verdeutlichte den konkreten Weg von der Bestellung bis zum Einsatz des CGM TI-Messengers in einem der Arztinformationssysteme von CompuGroup. Der Industriepartner Akquinet sieht die TI-Messenger als Einstieg in ein erweiterbares Ökosystem rund um die akteursübergreifende Kommunikation im Gesundheitswesen – mit dem Patienten im Mittelpunkt.

Mehrere Ausbaustufen 

Die TI-Messenger stehen in der ersten Aufbaustufe allen Heilberufen mit Zugang zur Telematikinfrastruktur zur Verfügung, ab der zweiten Stufe sollen dann auch Versicherte und Krankenkassen einen TI-Messenger nutzen können. Die dritte Stufe ist eine Erweiterung auf Funktionsebene, sodass zusätzliche Features wie die Videosprechstunde interoperabel verfügbar sein sollen. Dabei müsse stets der Mehrwert für die Anwender, aber auch für die Patienten klar herausgestellt und kommuniziert werden, um die Akzeptanz der TI-Messenger von Beginn an zu fördern, forderte der Messenger-erfahrene Kinderarzt Dr. Wolfgang Landendörfer. 

Aufzeichnung und Downloads: Der Videomitschnitt, Graphic Recordings sowie ausgewählte Präsentationsfolien des TI-Messenger Summit in Hamburg können hier abgerufen werden: www.timsummit.de/livestream