Experten beurteilen Luftreiniger kritisch

Air Purifier
Mobiles Luftfiltergerät: „Bitte nicht als Ersatz für das aktive Lüften“ (Foto: © bee32/123rf.com)

Die kalte Jahreshälfte naht und mit ihr werden gerade Luftreiniger massiv beworben. Sie sollen die Innenraumluft von Corona-Viren befreien. Experten sagen: Aktives Lüften ist meist die bessere Alternative.

Teure mobile Luftreiniger für den Privatgebrauch sollen aus der Innenraumluft bis zu 99,99 Prozent der möglicherweise vorhandenen Corona-Viren entfernen. Solche Geräte werden gerade massiv beworben. Das Verbrauchermagazins „Super. Markt“ des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) hat vier Produkte unter die Lupe genommen und Experten dazu befragt. Diese zweifeln am Sinn einer solchen Investition und weisen auf entscheidende Lücken hin.

So kann man zwar mit eingebauten hochwertigen Filtern eine Reinigung der Luft auch von Corona-Viren erreichen. Entscheidend sei aber die Luftmenge, die ein einzelnes Gerät filtern kann. Professor Martin Kriegel von der TU Berlin , der sich seit Jahren mit der Verbreitung von Luftpartikeln und seit Corona auch mit Viren in der Atemluft befasst, sieht das skeptisch: „Hundert Kubikmeter ist nichts. Wenn das Gerät 100 Kubikmeter schafft, dann kann ich damit vielleicht 0,5 Prozent Änderung im Gesamtrisiko erwirken, aber nicht wirklich einen Effekt erreichen.“ Selbst wenn 400 Kubikmeter gereinigt werden, hat gründliches und regelmäßiges Lüften den gleichen Effekt wie teure Geräte, deren Preise von mehreren hundert bis über 1.000 Euro variieren.

Geringe Ionisator-Wirkung

Andere Geräte werben mit einem sogenannten Ionisator. Der soll dafür sorgen, dass sich die Luftpartikel gegenseitig anziehen, verklumpen und dadurch größer werden. So sollen sie dann leichter zu filtern sein oder schneller zu Boden sinken. Auch das bewertet Professor Martin Kriegel skeptisch: „Dieser Effekt, so zeigen unsere Untersuchungen hier bei unserem Institut, ist so klein, dass es eigentlich zu vernachlässigen ist.“

Weitere Hersteller werben mit UV-C-Strahlen zur Desinfektion. Dass UV-C-Licht Viren neutralisiert, ist schon lange bekannt und wird bei der Desinfektion von Oberflächen oder zur Entkeimung von Schwimmbädern genutzt. Bei der Reinigung von Luft in Innenräumen sei aber zu bedenken, dass UV-C-Strahlen bei direkter Einstrahlung auf Haut und Augen gesundheitsschädlich sind. Professor Heinz-Jörn Moriske vom Umweltbundesamt betont deshalb, “…dass verhindert werden muss, dass da irgendwelche Kinder an den Geräten rumspielen und in Kontakt mit der UV-Lampe geraten.”

Fazit der rbb-Recherchen

Wer sich einen Luftreiniger zulegen will, muss auf hochwertige Filter und die größtmögliche zu verarbeitete Luftmenge achten. Unter diesem Aspekt konnte keines der vom rbb erprobten Geräte überzeugen – trotz der hohen Anschaffungskosten. Professor Moriske vom Umweltbundesamt resümiert: „Sinnvoll sind diese Luftreiniger ergänzend oder in Räumlichkeiten, wo ich schlichtweg nicht über Fenster lüften kann… Da kann das im Einzelfall Sinn machen. Aber bitte nicht als Ersatz für das aktive Lüften.”