Psychische Erste Hilfe ist wichtig

Wie gehen Unternehmen mit psychischen Traumatisierungen ihrer Mitarbeiter um? Eine Checkliste hilft, sich auf solche Extremsituationen vorzubereiten, psychische Erste Hilfe zu leisten und so einer langanhaltenden Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen.

Die Mitarbeiter in der Verkehrs- und Logistikbranche sind dem Risiko der Verkehrsunfall-Traumatisierung besonders stark ausgesetzt. Unfallbetroffene und -helfer haben häufig mit psychischen und physischen Problemen zu kämpfen, die zur Berufsunfähigkeit führen können. „Die Art der Betreuung am Unfallort und in der Folgezeit nach einem belastenden Ereignis entscheidet wesentlich über Intensität und Dauer der entstehenden Belastung“, erklärt die Arbeitspsychologin Beate Köhler vom überbetrieblichen Dienst IAS in Hamburg. In der Februar-Ausgabe der Zeitschrift ASU nennt sie wichtige Grundregeln für den Umgang mit Betroffenen. Hier muss vor allem berücksichtigt werden, dass Betroffene unter Schock stehen und Schutz brauchen. Die Nähe zu Familie und Vertrauenspersonen ist von zentraler Bedeutung. Zuhören ist wertvoller als Trösten.

Info
Verkehrsunfälle gehören zu den häufigsten traumatischen Erlebnissen in Deutschland. 2015 registrierte das Statistische Bundesamt über 2,5 Millionen Unfälle mit 305.659 Verletzten und 3.459 Todesopfern.

Wichtige Gespräche

Die Unternehmen können bereits im Vorfeld präventive Maßnahmen treffen und durch Training und Schulungen der Tabuisierung im Arbeitsumfeld vorgreifen. Offene Gespräche sind das A und O. Eine authentische und pragmatische Hilfestellung kann gegeben werden, wenn Betriebe über ein notfallpsychologisches Konzept verfügen. Zunächst geht es darum, die Mitarbeiter zeitnah zum Ereignis und gegebenenfalls vor Ort zu unterstützen. Diese so genannte „Psychische Erste Hilfe“ kann von Führungskräften oder kollegialen Ersthelfern übernommen werden. Dazu kann ebenfalls Beistand vor Ort oder die Organisation der Heimfahrt zählen.

Besonders hilfreich ist es, wenn Betroffene in den nächsten Tagen und Wochen im Unternehmen einen kompetenten Ansprechpartner für die weitere Bewältigung finden können. Für diese Aufgabe bieten sich speziell geschulte kollegiale Vertrauenspersonen an, auch „peers“ genannt. Diese Helfer kennen den Betrieb und die Tätigkeit mit allen damit verbunden Details. Außerdem ist die Hürde für Betroffene, diese Hilfe anzunehmen, meist niedriger als einen Arzt oder Psychologen aufzusuchen. Alle Personengruppen, die mit Unfallbetroffenen in Kontakt kommen, etwa Führungskräfte, Mitarbeiter in der Personalabteilung oder im Betriebsrat, sollten ebenfalls sensibilisiert werden, wie sie am besten mit traumatisierten Kolleginnen und Kollegen umgehen.

Tagung informiert

Das Thema „Gesundheitsschutz in der Transport- und Logistikbranche“ steht auch im Mittelpunkt der 57. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), die vom 15. bis 17. März 2017 an der Universität Hamburg stattfindet. Ein thematisches Symposium dazu findet am Donnerstag, 16. März, um 13:30 Uhr im Seminarraum 120, statt. Detailinformationen zum Tagungsprogramm unter: http://www.dgaum.de/dgaum-jahrestagung/