„Digitale Lösungen erleichtern die Arbeit massiv“

mednic sprach mit Dr. Axel Wehmeier, Sprecher der Geschäftsführung Deutsche Telekom Healthcare & Security Solutions GmbH, über das stetig wachsende Engagement der Deutschen Telekom im Gesundheitsbereich. Der Bonner Konzern adressiert hier professionelle Anwender wie Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte ebenso wie Privatverbraucher, die Lösungen zur Verbesserung ihrer Gesundheit suchen. Im Bereich Consumer-Health entsteht derzeit ein komplettes Ökosystem.

 mednic.de: Herr Dr. Wehmeier, als wie fruchtbar würden Sie den Healthcare-Zweig innerhalb des Telekom-Konzerns bezeichnen?

Wehmeier: Wir können keine Zahlen nennen, aber die Deutsche Telekom betrachtet den Bereich Healthcare seit sechs Jahren als strategisches Business-Engagement und ganz klares Wachstumsfeld – auch international. Das Brot- und Butter-Geschäft ist dabei der Bereich Klinik-IT mit dem Krankenhausinformationssystem iMedOne. Insgesamt geht unser Angebot im Healthcare-Bereich aber weit darüber hinaus. Unser Fokus gilt derzeit dem Aufbau der Telematik Infrastruktur. Wir bieten auch Lösungen für die Telemedizin. Mit dem Dynamic Healthcare Center (DHC) stellt die Telekom speziell für das Gesundheitswesen eine Private Cloud-Plattform zur Verfügung. Mit der zentralen Versorgungs-Plattform ZHP.X3 wenden wir uns an Krankenversicherungen und nichtärztliche Leistungserbringer. Und: Wir engagieren uns umfangreich für die Einbeziehung des Patienten in die derzeit entstehende Telematik-Infrastruktur. Im Bereich Consumer-Health entsteht gerade ein ganzes Ökosystem.

»Der demographische Wandel wird uns dazu zwingen, dass wir unsere heutige Versorgungslogik überdenken«

mednic.de: Stichwort Digitalisierung: Wie wird sich ihrer Einschätzung nach das deutsche Gesundheitswesen in den kommenden Jahren verändern?

Wehmeier: Das Gesundheitswesen hat im Bezug auf Digitalisierung noch einen gewaltigen Nachholbedarf. Der Patient wird mit seinen Daten künftig eine sehr viel größere Rolle spielen als bisher. Wir erleben gerade die Anfänge der Vernetzung im Gesundheitsbereich. Das muss und wird sich durchsetzen.

Aufgeschlossene Ärzteschaft

mednic.de: Wie groß ist ihrer Erfahrung nach die Aufgeschlossenheit von Ärzten und Kliniken, digitale Healthcare-Lösungen zu integrieren und einzusetzen?

Wehmeier: Diese Bereitschaft ist bereits heute hoch. Das beginnt im persönlichen Bereich: Nahezu jeder Arzt nutzt heute ein Smartphone. Ärzte und Pflegepersonal sehen durchweg, dass moderne, digitale Lösungen ihre Arbeit massiv erleichtern. Unsere App iMedOne Mobile kommt beispielsweise sehr gut an. Man muss allerdings auch registrieren, dass in vielen Kliniken ein regelrechter Investitionsstau besteht. Dabei ist in vielen Bereichen eine Modernisierung dringend notwendig. Oft werden dabei dringend notwendige Bedarfe gegeneinander ausgespielt. Es wird beispielsweise diskutiert, ob erst Investitionen in die versorgungsunterstützende IT oder im Bereich Security getätigt werden, obwohl eigentlich beides dringend erledigt werden müsste. Wir müssen in Deutschland aufpassen, dass wir bei den IT-Investitionen im Gesundheitsbereich nicht noch weiter im OECD-Vergleich zurückfallen!

Dr. Axel Wehmeier
Wehmeier: „In vielen Kliniken besteht ein regelrechter Investitionsstau“. (Foto: Deutsche Telekom AG)

mednic.de: Welche Priorität genießt für Telekom Healthcare Solutions die Zusammenarbeit mit Systemhäusern und Systemintegratoren, die ihrerseits Kunden im Gesundheitsbereich betreuen? Sind das in erster Linie Partner oder aber Wettbewerber?

Wehmeier: Es ist bei der Telekom eine inzwischen Tradition, mit Partnern eng zusammen zu arbeiten. So sind wir etwa im Mobilfunk Marktführer geworden. Auch im Gesundheitsbereich kooperieren wir mit vielen Systemhäusern. Das ergänzt sich sehr gut, zum Beispiel unsere Angebote wie Entertain für Kliniken. Die Zusammenarbeit mit kleineren Systemhäusern und dem Fachhandel wird im Zuge der Einführung von weiteren Telematikprodukten wachsen. Das wird auch den Bereich Consumer-Health betreffen.

mednic.de: Die Telekom forciert derzeit auch das Thema „Smart Home“. Wie nahe liegen die Themen Smart Home und Digital Health aus ihrer Sicht beisammen?

Wehmeier: Hier gibt es ganz viele Themen, die aus meiner Sicht mittel- bis langfristig zusammenwachsen werden. Ein Beispiel ist Qivicon, unsere Plattform für ein vernetztes Zuhause. Teilweise befinden uns hier aber noch im Stadium der Forschung und Entwicklung, beispielsweise beim Thema vernetzte Pflegebetten. Nach 2020 wird uns aber der demographische Wandel dazu zwingen, dass wir unsere heutige Versorgungslogik überdenken und regulatorische Hürden überwinden, die den Einsatz von Smart Home- und AAL-Lösungen heute noch bremsen. Solche Lösungen müssen künftig ganz normal vom Arzt verschreiben werden können und natürlich auch erstattet werden. Damit meine ich insbesondere auch professionelle AAL-Lösungen.

Vita Dr. Axel Wehmeier
Nachdem Axel Wehmeier sein Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre an der University of Texas sowie der Kölner Universität absolviert hatte, arbeitete er als Referent Pricing bei der Deutschen Telekom AG. Von 2002 an widmete er sich als Leiter des Bereiches Regulatory and Principle sowie Projektleiter Novelle Telekommunikationsgesetz zunächst der Regulierungsökonomie, und Regulierungsstrategien des Unternehmens, ehe er 2004 die Leitung des Operating Office des CEO von T-Mobile International übernahm.

Von Dezember 2006 bis Juni 2010 leitete er den Stab von René Obermann, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom AG. Im Juni 2010 wechselte er als Leiter des strategischen Geschäftsfelds Vernetztes Gesundheitswesen zu T-Systems und verantwortet hier seit 2014 als Sprecher der Geschäftsführung die Telekom Healthcare Solutions. Weitere Informationen zu Telekom Healthcare Solutions