ELGA macht vor wie E-Health funktioniert

Durch die elektronische Patientenakte (ELGA) hat sich Österreich in den letzten Jahren zu einem Vorreiterland im Bereich E-Health entwickelt. In seinem Gastbeitrag auf mednic verdeutlicht Andreas Ropertz, die Fortschritte in unserem Nachbarland. Ropertz ist Regional Sales Manager Germany and Austria bei Imprivata. Das US-Unternehmen ist Anbieter von Lösungen für die Authentifizierung und das IT-Zugriffsmanagement im Krankenhaus.

Gastbeitrag von Andreas Ropertz

Bereits im Jahr 2005 trat in Österreich das Gesundheitsreformgesetz[i] in Kraft, in dem verbindliche Mindeststandards festgesetzt werden, mit dem Ziel, die Datensicherheit beim elektronischen Transport von Gesundheitsdaten zu verbessern. Bereits heute können über ELGA sowohl Gesundheitsanbieter wie auch Patienten, Laborbefunde oder Arztbriefe einrichtungsübergreifend abrufen. Um das zu ermöglichen wurde das sogenannte ELGA-Gesetz[ii] verabschiedet und darauf geachtet, dass die IT-Architektur auf internationale Standards sowie auf eine IHE-Interoperabilität aufbaut.

Ein besonders interessanter Teil der ELGA ist die e-Medikation, also die Dokumentation aller Medikationsverordnungen und Medikationsabgaben an Patienten. Durch den Zugang zu diesen Informationen haben Ärzte in Zukunft eine umfassende Medikationshistorie vorliegen und können Doppelverschreibungen oder mögliche negative Wirkungen von Medikamenten vermeiden. Bisher wurde die e-Medikation als Pilotprojekt[iii] in der Steiermark umgesetzt und wird nun schrittweise in weiteren Krankenhäusern eingeführt werden.

Mehr als die elektronische Gesundheitsakte

Als Vorreiter im Bereich E-Health sieht man in Österreich, dass der Wandel in der Gesundheitsbranche weit mehr als nur die elektronische Gesundheitsakte umfasst. Auch die Klinik-IT, Forschungs-IT und der Zugriff auf Informationen über Patientenportale, über die Patienten und Angehörige Befunde abrufen oder Termine vereinbaren können, ändert vieles. Wo bisher noch viele Daten zwischen Ärzten und Patienten verloren gehen, zeichnet sich für die Zukunft eine engmaschige Verknüpfung zwischen allen Beteiligten ab und ein Kommunikationsnetzwerk, das bis zum Patienten nach Hause geht. In diesem Bereich schreitet die Telemedizin in der EU immer weiter voran.

Das belegen auch die Statistiken des IT-Gesundheitsreports[iv][v]. Bereits 31,2 Prozent der befragten Krankenhäuser verfügen demnach über eine elektronische Pflegedokumentation in mindestens einer klinischen Einheit. In Österreich liegt man hier bereits bei 67,1 Prozent. Auch in Deutschland findet der sogenannte Hauskatalog noch immer große Verwendung. Einzig der Entlassungsbrief wird in beiden Ländern bereits elektronisch erstellt (Österreich 88,6 Prozent, Deutschland 62,1 Prozent). Es zeigt sich, dass Österreich aufgrund der längeren Umsetzungszeit Patientendaten heute viel häufiger elektronisch erfasst und Deutschland noch eindeutigen Nachholbedarf aufweist.

IT-Einsatz in Gesundheitseinrichtungen erhöhen

Die Umsetzung der Gesundheitsreform hat bereits große Wege hinter sich gelassen und einen Wandel eingeleitet, doch um den Einsatz von IT-gestützten Lösungen noch weiter voran zu treiben, muss die Akzeptanz und Anwendungsbereitschaft von Ärzten, Pflegepersonal und Patienten gleichermaßen vorhanden sein. Für die durchgängige Unterstützung der klinischen Prozesse werden unter anderem mobile Lösungen, wie Laptops und Tablets, um eine lückenlose Dokumentation zu gewährleisten, immer wichtiger. Laut dem IT-Report Gesundheitswesen boten bereits 2015 mehr als die Hälfte der österreichischen Krankenhäuser einen mobilen elektronischen Zugang zu Patienteninformationen an.

Auch die IT-Abteilungen werden in den kommenden Jahren weiter gefordert, um die bislang wenig ausgebaute Vernetzung voranzutreiben. Vor allem die Telegesundheitsdienste sollen direkt und stärker eingebunden werden. Ein weiterer Schwerpunkt wird es sein, das ELGA-System in das EU-weite EHR-Interoperabilitätskonzept zu integrieren.

Pläne in der Schweiz

Aktuell bereitet sich auch die Schweiz auf das elektronische Patientendossier (EDP)[vi] vor. Anfang 2017 soll das Gesetz zum EDP in Kraft treten. Daraufhin haben die Krankenhäuser drei und die Pflegeheime fünf Jahre Zeit, sich an das dezentrale System anzugliedern. Die ambulanten Ärzte können freiwillig an dem Vorhaben teilnehmen. Auch den Patienten bleibt die Wahl und anders als in Österreich müssen diese sich per Opt-In aktiv ein EPD eröffnen.

„Ziel der Digitalisierung ist es, dem Arzt und Pflegepersonal mehr Einblick in die Krankenhistorie eines Patienten zu bieten, um eine optimale Versorgung zu ermöglichen. Doch zunächst müssen Ärzte und Pflegepersonal mit einer Optimierung der gewohnten Arbeitsabläufe rechnen. Auch die IT-Abteilungen sind gefordert, denn Gesundheitseinrichtungen benötigen neue und sichere IT-Infrastrukturen“, erläutert Andreas Ropertz von Imprivata. „Neuartige Lösungen ermöglichen es Gesundheitsdienstleistern sicher und effizient auf Krankenakten zuzugreifen, diese zu bearbeiten oder weiterzuleiten. Spezialisierte Unternehmen möchten mit neuen Technologien nicht nur die Sicherheitsanforderungen gezielt adressieren, sondern auch die Produktivität der Mitarbeiter steigern und die Patientenversorgung verbessern.“

[i] https://www.bka.gv.at/site/cob__9052/4544/default.aspx

[ii] http://www.elga.gv.at/faq/gesetzliche-grundlagen-von-elga/index.html

[iii] http://www.bmgf.gv.at/home/Gesundheit/E_Health_Elga/ELGA_Die_Elektronische_Gesundheitsakte/

[iv] http://l4asrv-1.wi.hs-osnabrueck.de/joomla2/phocadownload/it_report_2015_pflege_im_informationszeitalter_web.pdf

[v] http://www.it-report-gesundheitswesen.de/

[vi] http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/10357/10360/index.html?lang=de